200 Jahre Friedhof in Sülze

Im Jahr 1825 fand die erste Beerdigung auf dem heutigen Friedhof statt. Ein Überblick über zwei Jahrhunderte Friedhofsgeschichte in der Kirchengemeinde

In früherer Zeit wurden die Verstorbenen in Kirchengemeinden üblicherweise direkt auf dem Gelände der Kirche auf dem sogenannten „Kirchhof“ beerdigt.

Die Bezeichnung „Kerkhoff“ hat sich im Plattdeutschen bis heute für den Friedhof erhalten. Neben unserer Kirche war vor 200 Jahren aber nicht mehr genügend Raum für weitere Beerdigungen. Daher wurde im Mai 1825 über den vom damaligen Pastor Gerloff ausersehenen Platz im Everser Felde verhandelt, der auf den Gemarkungen der Orte Sülze und Eversen liegt. Die Gemarkungsgrenze verläuft noch heute direkt auf dem Hauptweg zur Kapelle. Nach Abschluss der Verhandlungen starb Pastor Gerloff und wurde am 12. Dezember 1825 als erster auf dem „neuen“ Friedhof beigesetzt. Leider ist seine Grabstätte heute nicht mehr vorhanden.

Im ältesten noch existierenden Grab ruht seit dem 30.1.1837 Maria Anna von Harling. Darüber hinaus gibt es nur noch vier weitere Gräber aus dem 19. Jahrhundert von 1875, 1880 und 1898. Alle befinden sich auf der Grabstätte einer der beiden Patronatsfamilien. Die Patronatsfamilien von Harling erhielten diese Erbbegräbnisflächen auf dem Friedhof zur unbefristeten Nutzung gegen den Verzicht auf das Recht, in Gewölben unterhalb der Kirche beerdigt zu werden. In diesem Block der Ehrengräber befindet sich auch eine Grabstätte für die Pastoren, die bis auf zwei ihren Dienst in Sülze verrichtet haben. Des Weiteren befindet sich dort auch das Grab des zweiten Bundestagspräsidenten Hermann Ehlers, der seine Vorfahren in Sülze hatte. Auch gibt es eine Grab- und Gedenkstätte für Gefallene des zweiten Weltkriegs. Sie entstand in der jetzigen Form durch die Zusammenlegung der versprengt auf dem Friedhof liegenden Soldaten. Informationen über die dort liegenden Personen gibt es auf der Homepage der Kirchengemeinde.

Der Friedhof musste mehrfach vergrößert werden, was wegen inzwischen in der Nähe entstandener Hofstellen und deren Brunnen nicht immer einfach war. Daher wurde im Jahr 1883 sogar die Anlage eines zweiten Friedhofs auf dem Heidberg in Erwägung gezogen. Dieser Gedanke wurde aber nach Protesten im gesamten Kirchspiel verworfen.

1965 wurde die Kapelle gebaut, 1973 um eine Empore und 1992 um eine Kühlkammer, Toiletten und einen Aufenthaltsraum für die Sargträger erweitert. Heute hat der Friedhof eine Fläche von 1,75 ha und ist mit 1.300 Grabstellen für Erd- und Urnengräber belegt.

Das Bild des Friedhofs hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Wurden früher alle Gräber – auch die des Nachbarn – durch die Angehörigen gepflegt, ist heute der Trend zu pflegeleichten bzw. pflegelosen Formen nicht aufzuhalten. Auch die Natur spielt eine Rolle. Im Juni 1997 war infolge einer Windhose der Verlust von über 50 großen Bäumen zu beklagen, die u.a. in einer Allee den Friedhof von Ost nach West komplett durchzogen.

Daher haben sich auch die Bestattungsformen seit den Anfangsjahren grundlegend verändert. Gab es bis in die 1950er Jahre nur Reihengräber, kamen dann Wahlgräber mit zwei, drei, vier, sechs und acht Stellen sowie Urnenbestattungen dazu. Heute gibt es zusätzlich Rasengräber mit Sarg oder Urne, Baumgräber nur als Urnenbestattung, sowie Urnengräber in einem kleinen Garten, dem „Kapellengarten“. Die Pflege all dieser Grabstätten wird für die komplette Nutzungszeit von 30 Jahren durch die Friedhofsverwaltung übernommen.

Letzte Neuerungen sind der gepflasterte Hauptweg zur Kapelle und ein schmucker Pavillon als Begegnungsstätte.

Weitere Informationen sind in der Jubiläumsfestschrift „500 Jahre Kirchengemeinde“ von 2004 zu finden.

Der neue Pavillon als Begegnungsstätte auf dem Friedhof