Liebe Gemeindemitglieder!
Die leere Bank drückt aus, was viele in der Gemeinde zur Zeit fühlen. Ein Platz ist leer. Das ist wie die Bank neben der Küchentür, wo immer Oma saß. Verlässlich war sie da. Pulte Erbsen, entsteinte Kirschen, hatte ein Auge auf die spielenden Enkelkinder und einen Rat parat, wenn jemand danach fragte. Manchmal sagte sie auch: „Kind, das weiß ich auch nicht. Das weiß nur der Herr Gott.“ Alle hatten sich an sie gewöhnt. Ohne Oma, konnte sich niemand vorstellen.
Eines Tages war die Bank leer. Jeder, der vorbei ging, spürte: Da fehlt jemand. Eine stellte einen Topf mit Geranien auf die Bank. Kein Ersatz, fanden die Enkel und schüttelten den Kopf. Eines Abends stand eine brennende Kerze auf der Bank. Empört äußerte sich der Achtzehnjährige: „Soll das jetzt eine Gedenkbank werden? Oder darf man da auch noch drauf sitzen?“
Ramona war die Erste, die es wagte, darauf Platz zu nehmen, um – nein, nicht Erbsen zu pulen – sondern ein Buch zu lesen. Erwin setzte sich dazu. Das Bier schmeckte hier besonders gut. Enkelin Anja turnte hinter den beiden auf der Rücklehne und Oma schaute von oben zu und freute sich über das Leben auf ihrer Bank.
Wir hatten uns so sehr gewöhnt. Ohne Pastor Bein konnten wir uns das nicht gut vorstellen. Nun ist der Platz leer. Das, was mit Omas Bank passiert ist, wünsche ich mir auch für uns. Keine Gedenkkerze oder Erinnerungsblumen wollen wir aufstellen. Kreativ wollen wir als Gemeinde sein. Wir wollen den leeren Platz füllen. Anders wird es. Bestimmt. Aber ganz gewiss schön und lebendig. Denn da, wo etwas leer ist, ist Raum für Neues. Oft muss sogar erst Leere her, damit anderes wachsen kann.
Unsere Gemeinde ist reich beschenkt mit begabten Menschen. Es gibt offene Ohren für Ängste und Sorgen. Da sind einfühlsame Herzen, die spüren, wo Hilfe gebraucht wird.
Klar, die Pfarrstelle ist vakant und übergangsweise ein Platz leer. Aber es liegt an uns, dass die Bank weiterhin mit Leben, Liebe und Freude gefüllt ist. Ich jedenfalls bin gespannt auf diese Zwischenzeit.
Nicht eine Zeit des Wartens – auf…
Nicht eine Zeit mit schmerzlichen
Nicht eine Zeit des Hinterherschauens.
Nein.
Eine Zeit des Entdeckens.
Eine Zeit der Vorfreude.
Eine Zeit des gemeinsamen Gehens und
Sind Sie dabei?
Machen Sie sich auf den Weg mit uns. Setzen Sie sich zu uns auf die Bank.
Herzlichst, Sigrid Lange (Diakonin)