Kriegsgräberfeld
Das Ende des Zweiten Weltkriegs hat auch im Raum unserer Kirchengemeinde Spuren hinterlassen. Gefallene Soldaten, öffentliche Gefangenenmärsche zum Konzentrationslager Bergen-Belsen, Angst nach der Befreiung des KZs, Hetzjagden auf Entflohene, Notplünderungen, Morde. In vielen Familien sind noch Erinnerungen an diese schlimme Zeit aufbewahrt.
Das heutige Kriegsgräberfeld auf dem Sülzer Friedhof versammelt neben gefallenen Soldaten auch unbekannt verscharrte Leichen – wohl erschossene KZ-Häftlinge –, ein Mordopfer im Zusammenhang einer Plünderung und eine unbekannte Leiche aus dem Waldgebiet Scheuer Bruch bei Altensalzkoth.
Die Grundlage für das Kriegsgräberfeld wurde schon 1945 gelegt. Aus dem Kirchenvorstandsprotokoll vom 9. Mai 1945 geht hervor, dass der Schlosser Albert Buhr beabsichtigte, seinen gefallenen Sohn Ernst-August auf den Friedhof nach Sülze zu überführen. Er regte an, für diesen und andere gefallene Soldaten eine Ehrenabteilung herzurichten. Der Kirchenvorstand stellte tatsächlich einen Platz für Ernst-August Buhr in einer neuen Reihe zur Verfügung, verweigerte aber die Umbettung bereits bestatteter Soldaten dorthin. Von Buhrs Grab aus wurde die Reihe in nördlicher Richtung für weitere Gefallene reserviert.
1994 wurde die ganze Abteilung neu gestaltet, erweitert und aufgewertet. Ziel war es, die Opfer dieser Zeit gemeinsam zu würdigen und ihrer mahnend zu gedenken. Die Initiative ging von dem Sülzer Rentner Paul Berends aus, der sich lange ehrenamtlich auf dem Friedhof engagiert hat.
Für die Neuanlage wurden schließlich auch die vormals verweigerten Umbettungen vorgenommen.
Die Ausgrabung und Sortierung der sterblichen Überreste dreier Soldaten sowie ihrer Erkennungsmarken nahmen Friedhofswärter Cord Weseloh und Paul Berends vor. Das Ordnungsamt Bergen in Person von Stadtamtsrat Manfred Baltzer prüfte die Vollständigkeit der Gebeine und der Erkennungsmarken und stellte drei kleine Särge zur Verfügung.
Konkret wurden die Gebeine von Kurt Flemming, Wilhelm Kleinschmidt und Erich Mende (siehe unten) nach Genehmigung des Ordnungsamtes und der Kriegsgräberfürsorge auf das Kriegsgräberfeld umgebettet.
Ein gebrauchter Grabstein mit Kreuz fand an dieser Stelle eine neue Verwendung. Berends ließ eine Kupferplatte mit dem Symbol des Eisernen Kreuzes und den Jahreszahlen des Zweiten Weltkriegs anfertigen und vor dem Sockel befestigen.
Wer hier liegt
Kurt Flemming (19)
*01.04.1926 †26.05.1945
Geboren in Bertelsdorf, Kreis Döbeln, Sachsen. Im Krieg Marinesoldat. Wurde in Lindhorst auf der Flucht von einer Streife erschossen. Beigesetzt am 29. Mai 1945. Nachname im Sterberegister lautet abweichend „Flemig“. Ursprüngliche Lage des Grabes bis zur Umbettung: Abteilung III/Süd.
Ernst-August Buhr (19)
* 18.03.1926 †30.03.1945
Geboren in Eversen. Fiel als Gefreiter und Kanonier in Oer bei Recklinghausen, zunächst beigesetzt auf dem Friedhof Erkenschwick. Noch im selben Jahr durch seine Eltern nach Sülze umgebettet.
Wilhelm Kleinschmidt (32)
*04.03.1913 †01.09.1945
Geboren in Alt Sanskow, Kreis Belgard, Pommern. Wohnte als ehemaliger Soldat und lediger Landwirt im Oberforstamt Miele. Laut Aufzeichnung der Kirchenbücher bei einer Plünderung des Hauses von Polen erschossen, wohl ehemaligen Gefangenen. Beerdigt am 4. September. Ursprüngliche Lage des Grabes bis zur Umbettung: Abteilung III/Süd.
Otto Lühring (60)
*22.02.1886 †31.03.1946
Geboren in Hamburg, kaufmännischer Angestellter. Starb an unbekannten Kriegsfolgen im Marinelazarett Cuxhaven, beerdigt am 6. April. Seine Frau Emma, in Sülze bekannt unter ihrem Spitznamen „Hamburger Emma“, lebte hier bis zu ihrem Tod 1982.
Erich Mende (23)
*19.12.1921 †15.04.1945
Geboren in Freyburg an der Unstrut. Fiel als Gefreiter bei Kämpfen direkt auf dem Sülzer Friedhof. Beerdigt am 18. April. Ursprüngliche Lage des Grabes bis zur Umbettung: Abteilung III/Süd.
Fünf Unbekannte
† wohl Frühjahr 1945
Am 23. Februar 1952 Auffinden von fünf Leichen unter einem Acker an der Landstraße zwischen Sülze und Eversen gegenüber der Molkerei. Beisetzung am selben Tag. Laut Beobachtung des damals 7-jährigen Augenzeugen Karl Heinz Cohrs erschossene KZ-Häftlinge aus einer Fußmarschkolonne von Celle nach Belsen. Möglicherweise eine Folge der Bombardierung des Celler Hauptbahnhofes am 8. April 1945, bei dem ein KZ-Zug getroffen worden war.
Ein Unbekannter
Am 8. November 1947 Auffinden von Leichenresten einer unbekannten Person im Scheuer Bruch, einem Waldgebiet bei Altensalzkoth. Beisetzung am selben Tag. Keine weiteren Details bekannt.
Hubert Rudloff (38)
*28.04.1906 †05.04.1945
Geboren in Köln. Unter unbekannten Umständen in den letzten Kriegswochen in Altensalzkoth zu Tode gekommen. Bestattet auf der Patronatsgrabstelle des Rittergutes I derer von Harling. Im Zuge der Neugestaltung 1994 Umzug des Grabsteins auf das neue Kriegsgräberfeld. Umbettung der Gebeine jedoch nicht gestattet, da die Grabstelle in Privatbesitz.