Das Patronat – was ist das eigentlich?
Der Definition nach steht der Begriff Patronat für alle Rechte und Pflichten, die einer Person gegenüber einer Kirchengemeinde aus einem besonderen Rechtsgrund heraus zustehen. Das Patronat gibt es in der katholischen sowie in der evangelischen Kirche und reicht meist bis in die Zeit vor der Reformation zurück.
Aber was bedeutet dies für unsere Gemeinde?
Im Jahr 1502 stifteten die Brüder Carsten und Otto von Harling größere Geldsummen, damit in der damaligen Kapelle in Sülze häufiger Messen abgehalten werden konnten. Im Jahr 1504 konnten durch nochmalige Spenden ein eigener Priester eingestellt werden. Das Patronat unserer Kirche beruht also nicht wie das vieler anderen Patronatsgemeinden auf dem Bau eines Kirchengebäudes, sondern vielmehr auf der Schaffung einer eigenständigen Gemeinde. Am 21. September 1504 wurde das Kirchenpatronat der Familie von Harling vom Bischof Heinrich von Minden beurkundet. In dieser Stiftungsurkunde sind die Rechte der Patronatsfamilie festgeschrieben.
Der Patron ist Mitglied des Kirchenvorstandes oder kann einen Vertreter benennen. Ihm obliegt das sogenannte Präsentationsrecht eines neuen Pastors bei Vakanz der Pfarrstelle. Dies bedeutet heutzutage, dass die Bewerbungen an den Patron gerichtet werden und dieser präsentiert den Bewerber dem Kirchenvorstand. Ohne das Patronat würden die Pastoren abwechselnd vom Kirchenvorstand gewählt und von der Landeskirche bestimmt werden. Es sichert also eine gewisse lokale Selbstbestimmung. Außerdem haben die beiden Patronatsfamilien im Altarraum ihr Patronatsgestühl. Auch wurden früher die Patrone und deren Angehörigen in der Gruft unter der Kirche beigesetzt. Da wir in unserer Gemeinde aber keine Gruft mehr unter der Kirche haben, bezieht sich dieses Anrecht jetzt auf eine bestimmte Grabfläche auf dem Friedhof.
So ist die Geschichte der Fabian und Sebastian-Kirche eng mit der Familiengeschichte der von Harlings verwoben. Von Generation zu Generation wird die Tradition und Verantwortung dieses Amtes weitergegeben und hoffentlich noch viele Jahre mit Leben und zeitgemäßen Engagement für die Gemeinde und ihre Mitglieder gefüllt.