Staub ist echt lästig. Was nicht alles einstauben kann! Bild­schirme, Klavier­deckel, Autos bei Trocken­heit, Heiz­körper, sogar unsere Seele. Jesus hat deutlich gemacht, dass auf die Seele Staub am aller­wenigsten gehört. Seelen­staub entsteht aus Über­bleibseln von ärger­lichen oder miss­glückten mensch­lichen Begeg­nungen.

Einmal schickte Jesus seine Jünger mit dem Auftrag los, im Namen des Evange­liums Menschen zu heilen, aufzu­bauen und zu segnen. Dazu sollten sie durch die Dörfer und Städte ziehen. Er wusste, dass einige Leute sie will­kommen heißen würden, andere nicht. Er sagte: Wenn man euch will­kommen heißt, freut euch und dankt dafür. Dann gab er ihnen als Rat­schlag mit: „Wenn man euch aber nicht auf­nimmt und eure Worte nicht hören will, geht weg aus jenem Haus oder aus jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen!“ (Matthäus 10,14)

In biblischen Zeiten wurden Gäste, die Unter­kunft oder Schutz suchten, grundsätzlich mit Freund­lichkeit und Respekt behandelt. Das gebot die orien­talische Kultur der Gast­freund­schaft. Die erste Aufgabe jedes Gastgebers war, die staubigen Füße der Ankömm­linge zu säubern. Wer diese Freund­lich­keit erfuhr, wusste, dass er oder sie willkommen war. Aber nicht jeder fand unge­betene Gäste gut, und nicht jeder wollte Hilfe annehmen oder gar eine Predigt hören. Es konnte also sein, dass die Jünger zu hören bekamen: „Danke, keinen Bedarf. Geht weg, ich brauche euch nicht und will euch nicht.“ Wenn sie auf diese Weise abgelehnt würden, sollten sie laut Jesus die Kränkung der Ableh­nung hinter sich lassen, indem sie symbolisch den Staub von den Füßen schüttelten.

Das ist eine ganz andere Heran­gehens­weise, als man normaler­weise erwarten würde. Den Staub abschütteln bedeutet, keinen Zorn zu zeigen, nicht zu schimpfen, ironische Sprüche zu machen oder Rachegelüste zu hegen. Es bedeutet, weder rumzu­meckern noch auf die Tränen­drüse zu drücken, um Mitleid zu erregen. Modern gesprochen: Staub abschütteln heißt, seine verletzten Gefühle nicht auf Instagram oder Twitter zu posten und hinaus­zuposaunen, wie undank­bar die Welt ist.

Jesus meinte wohl: Wenn ihr freundlich und zuvor­kommend seid und ehrliche Absichten habt und trotzdem Leute euch angreifen, euch lästig finden oder sich über euch beschweren, dann dreht euch um und geht. Seid dabei nicht unhöflich oder wütend. Das hat etwas mit geistlicher Reife zu tun. Lernt, eure innere Haltung und eure Güte mitzunehmen und den „staubigen“ Teil hinter euch zu lassen.

Wenn Sie den Staub einer Kränkung mit sich herum­tragen, schütteln Sie ihn ab und lassen Sie ihn zurück! Keine Wut, keine Enttäuschung, keine halblauten Flüche, keine Rache. Das brauchen Sie nicht. Schütteln oder wischen Sie ihn einfach weg und gehen Sie weiter – in Frieden. Wenn Sie dann immer noch wütend oder nachtragend sind, haben Sie den Staub mitgenommen.

Ich glaube, ich sollte mir ein inneres Staub­tuch für alle Tage zulegen.

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