Folgende Schilderung über Gebetserlebnisse habe ich vor vielen Jahren in meinem Gedankenbuch aufgeschrieben, irgendwoher zitiert. Als ich jetzt wieder einmal darin las, war ich aufs Neue fasziniert. Ich habe nachgeforscht: Die Beschreibung stammt von der amerikanischen Autorin Catherine Marshall und ist ihrem Buch „Adventures in Prayer“ (1975) entnommen. Ich konnte im Internet den englischen Originaltext ausfindig machen und noch einige Unklarheiten in der Übersetzung klären. Hier für Sie die nachdenkenswerten Worte von Catherine Marshall.
Als ich anfing, aktiv mit dem Gebet zu experimentieren, hatte ich wie die meisten Menschen viele Fragen: Warum werden einige Gebete erhört und andere nicht? Heute habe ich zwar immer noch Fragen. Die Geheimnisse des Gebets sind größer als die Klärungen. Aber eines habe ich gelernt: Es gibt eine Art zu beten, die zu wunderbaren Antworten führt und Kräfte freisetzt, die das menschliche Vorstellungsvermögen übersteigen. Es ist das Gebet des Verzichts.
Im Herbst 1943 bekam ich einen ersten Eindruck davon. Ich war damals seit sechs Monaten an einer verbreiteten Lungeninfektion erkrankt, einer Art Tuberkulose, und eine ganze Reihe von Spezialisten konnte mir nicht helfen. Ich lag fest im Bett.
Eines Nachmittags wurde mir eine Broschüre in die Hand gedrückt. Es war die Geschichte einer Missionarin, die acht Jahre lang krank gewesen war. Ständig hatte sie gebetet, dass Gott sie gesund machen möge, damit sie in ihrem Missionsdienst fortfahren könne. Vom vergeblichen Bitten erschöpft, betete sie schließlich: „Na gut, Herr, wenn du willst, dass ich weiter krank sein soll, dann ist das eben dein Wunsch. In jedem Fall bist du mir wichtiger als meine Gesundheit. Die Entscheidung liegt bei dir.“ Zwei Wochen später konnte die Frau das Bett verlassen. Sie wurde vollkommen gesund.
Ich war skeptisch; es schien mir alles zu glatt zu gehen. Doch ich konnte die Geschichte nicht vergessen. Am Morgen des 14. September – das werde ich nie vergessen – war ich soweit, mich mit meinem Schicksal abzufinden. „Ich bin vom vielen Bitten müde“, war der Kerngedanke meines Gebets. „Ich bin erledigt, ich kann nicht mehr. Gott, entscheide du, was für den Rest meines Lebens mit mir geschehen soll.“ Tränen flossen. Ich hatte keinen Glauben von der Art, wie ich mir Glauben vorstellte. Ich erwartete nichts. Das Aufgeben meines kranken Ichs erfolgte ohne jede Spur gläubiger Demut. Und doch war es, als hätte ich einen Schalter umgelegt. Die Fenster des Himmels öffneten sich. Als strömte aus einem Dynamo himmlische Kraft auf mich, erlebte ich die Gegenwart des lebendigen Christus auf eine Weise, die alle Zweifel auslöschte und mein Leben auf den Kopf stellte. Von diesem Moment an begann ich zu gesunden.