Liebe Gemeindemitglieder!

Als kürzlich eine junge Frau von der Arbeit am neuen Arbeitsplatz nach Hause kam und strahlend erzählte, dass sie viele freundliche Worte und Komplimente bekommen hatte und man sie gern dort sehe, sagte der kleine Bruder: „Das schmeckt, was?“ Erstaunlich, dass wir so eine Redewendung auch dafür verwenden können, wenn jemand Gutes erlebt. Ja, das Leben kann wohlschmeckend sein und ich hoffe, in den vergangenen Ferien- und Sommertagen war für Sie etwas dabei; etwas, wofür Sie sich Zeit ließen, es zu kosten und es mehr sein zu lassen als ein paar Milliliter guter Wein oder 300 gr. gutes Steak (gern auch vegetarisch 😉); etwas, das in Beziehung noch schöner schmeckt oder Ihnen einfach wohl getan hat. Das Leben kann schmecken, auf unterschiedliche Arten.

Süß oder sauer. Salzig oder bitter: Das sind die vier wichtigsten Sinneseindrücke, die wir schmecken können. Und die, finde ich, passen eben auch zum Leben. Wir werden manchmal sauer, und manchmal erfüllt uns das Leben mit Süße. Ein Mensch kann „verbittert“ sein, wenn sie oder er kaum noch Freude am Leben hat. Manche mögen ihr Leben auch als fad empfinden. Wie ein Gericht, das seinen Geschmack verloren hat.

Bei fadem Essen hilft Würze. Beim Leben allerdings ist es mit einer Prise Salz oder einem Hauch Chili leider nicht getan. Und doch kann man auch ein Leben oft wieder schmackhaft machen: Versuchen, neue Menschen kennenzulernen; sich einem Chor anzuschließen; sich in der Gemeinde mehr einbringen; eine Walkinggruppe suchen, um aus der Trägheit zu kommen… Mag sein, dass es im Leben etwas länger als beim Essen dauert, bis ich wieder etwas schmecke. Aber ein Kontakt zu anderen Menschen ist eine große Chance, neue Geschmacksnuancen des Lebens zu entdecken. Und noch etwas kann da den Lebensgeschmack unwahrscheinlich erweitern:

„Das ist ein köstlich Ding, wenn das Herz fest wird, welches geschieht durch Gnade“ heißt es im Hebräerbrief unserer Bibel (Kap. 13,9). Es scheint so, als ob damit etwas unseren Lebensgeschmack noch einmal auf ein anderes Level heben kann, neben dem Schwarzbrot und dem Alltagsessen, das das Leben oft beinhaltet. Der Glaube gibt einen anderen Stern in meinen Lebensgeschmack, den es in keinem prämierten Restaurant gibt; er kann in jedem Tag bemerkbar werden, an dem ich auch nur einen kleinen Vers der Bibel lese und ihn in mich aufnehme. Denn wie bei Gewürzen und bestem Essen kommt es beim Glauben ja nicht auf die Masse sondern auf die Wirkkraft an. Diesen Geschmack können sich nicht nur die oberen Zehntausend leisten. Er beginnt mit der Vorspeise Dankbarkeit, wird in unterschiedlichen Gängen im Hauptgang serviert, immer mit Herz zubereitet und macht im Nachtisch Lust, auch andere an den Tisch einzuladen. Es stört den Glauben nicht, dass die Gewürze der Welt aus allen Erdteilen kommen, sondern reizt ihn umso mehr, sie immer neu zu kombinieren und wirken zu lassen. Und die Wirkung ist das Entscheidende: das „Sich etwas auf der Zunge zergehen“ lassen. Es ist ein köstlich Ding in diesen unsicheren Zeiten, dass mein Herz trotzdem immer wieder Festigkeit finden kann durch Gott durch seine Gnade. Den guten Wein von einem lauen Sommerabend kann ich auch im Herbst zu mir nehmen, die guten Gedanken von Gott auch, die mir schmecken werden

Ich freue mich jetzt schon drauf!

Herzlichst Ihr

Stefan Thäsler