Vor ein paar Wochen fragte mich eine junge Frau: „Was ist eigentlich barmherzig?“

Ja, was bedeutet dieses alte Wort? Wo ist es zu finden, und warum ist es aus der Alltagssprache verschwunden? Zu finden ist es in diesem Jahr auf jeden Fall in der Jahreslosung. Also in dem Wort aus der Bibel, dass uns durch dieses Jahr begleiten soll.

„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ (Lukas 6,36)

Wie schön, dass sich dieses alte Wort in unsere gegenwärtige Zeit geschlichen hat. Uns wieder daran erinnert, worauf es ankommt. Uns aufhorchen lässt.

In dem Wort „bARM-HERZig“ steckt alles schon drin, was man zum Verstehen braucht. Mit dem Herzen sehen. Mit dem Herzen Menschen, Umstände, Situationen wahrnehmen. Das Herz öffnen für den anderen, dem es nicht gut geht. Es warm ums Herz werden lassen. Der Kälte unserer Welt mit Liebe trotzen. Herzlich auf andere zugehen.

Und dabei die Arme nicht ruhen lassen. Helfende Hände ausstrecken zum Anpacken. Zärtliche Hände reichen und einem über die Wange streicheln. Die Träne auffangen und in der eigenen Tasche verschwinden lassen. Dem anderen eine Blume reichen und das Kleingeld, das ihm an der Kasse fehlt.

Mensch sind wir alle. Ich bin Tochter und Mutter, Arbeitnehmerin und Steuerzahlerin, Christin und Gärtnerin und manchmal Rebellin. Es gibt an mir viele Seiten, genau wie es die bei anderen gibt. Und wenn wir lange genug suchen, finden wir bestimmt etwas, das uns verbindet. Mag sein, dass ich mit einem Menschen streite, weil er politisch so verkorkst denkt. Dann aber entdecke, dass er genau wie ich die Känguru-Chroniken mag.

Und wenn sich partout keine Gemeinsamkeit finden lässt? Dann sind wir immer noch Mensch. Wunderbar. Kleinkariert. Liebenswert und manchmal unausstehlich. Aber Mensch! Von Gott geliebt und gewollt. Mit großem Herzen schaut er auf jeden. Seine Hand fängt jeden auf. Barmherzig eben. Vielleicht ein altes Wort, aber eines, das wärmt. Und wenn wir alle Herz und Arm in Bewegung setzen, können wir helfen, dass die Menschlichkeit siegt.

Sie merken: Das Wort ist nicht mehr geläufig, aber das, was es beschreibt, sehr wohl. Gott sei Dank!

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