Lache, und die Welt verändert ihr Erscheinungsbild. Das, was vorher dunkel und trist war, fängt an zu leuchten. Zuerst nur zaghaft und schüchtern. Aber dann breitet sich das Lächeln aus. Es geht von Ohr zu Ohr, von Gesicht zu Gesicht.
Die eben noch im Schnee vergrabenen Schneeglöckchen strecken ihre weißen Blütenblätter hervor, schütteln Eis und Kälte ab, wiegen sich im Licht. Der Krokos und der Winterling und auch die Lenzrose lassen sich ermutigen und tun es ihnen gleich. Und die Zaubernuss ist schon da, strahlt und freut sich über die neuen Weggefährten. Von ihnen allen geht ein leiser, hoffnungsvoller Ton aus. Er berührt die, die sich berühren lassen wollen, und auch die, die noch versteinert sind. Nichts hält dieses leise singende Lachen auf. Der Spatz ist verwundert. Die Meise stimmt sofort ins Lied ein und zwitschert den Grünfinken, die Drossel, den Buchfinken und Staren herbei. Sogar der Rabe ist von all dem lachenden Gezwitscher so angerührt, das er das Krächzen einstellt, um still zu lauschen und über ein neues Lied nachzudenken.
So wird das Lachen mutiger und fröhlicher. Selbst der glucksende Bach stimmt in den Rhythmus ein und bewegt die Fische dazu, tanzend gegen den Strom zu schwimmen. Auf seinem Weg greift der Ton auf alles über, was sich ihm aussetzt, ihn hört. Herr Grießgram tritt vor die Tür und ist erstaunt über das neue Gefühl, das sich in ihm breit macht. In seiner Brust wird es warm. Ob er sein Herz spürt? Er holt sich einen warmen Tee, streckt das Gesicht in die Sonne und ins lachende „Etwas“. Es kitzelt ihn in der Nase und seine Mundwinkel formen etwas, was er schon fast verlernt hatte. Ist das ein Lächeln?
„Guten Morgen, Elisabeth.“ War das seine Stimme? Hat er wirklich die Nachbarin gegrüßt? Elisabeth schaut erstaunt über den Zaun. Ob Herr Grießgram heute Besuch hat, fragt sie sich. Sie schaut zwei Mal hin und entdeckt im Gesicht des lästigen Nachbarn doch tatsächlich ein wohlwollendes Lächeln. Und dann vernimmt auch sie diesen Ton, der da ganz neu durch ihren Garten schleicht. Ehe sie noch überlegen kann, was heute wohl anders ist, spürt sie dieses Kribbeln in der Herzgegend und diese Wärme, die sich in ihr ausbreitet und in einem Lachen explodiert. Sie wirft die Arme in die Luft und die Freude auch.
Tom auf dem Fahrrad, unterwegs zur Mathearbeit in die Schule, fängt die Freude ein. Er muss über diese beiden Alten lächeln. Die Musik der Freude und des Lachens ist viel lauter als AC/DC in seinen Kopfhörern. Sie begleitet ihn den ganzen Weg in die Schule und poltert mit ihm ins Klassenzimmer. Alle Köpfe drehen sich zu ihm. „Moin, komm, wir rocken das heute!“ Manch einer lässt sich von der Fröhlichkeit anstecken. Und plötzlich ist es nur noch eine Mathearbeit und kein drohendes Unglück.
Was ein Lachen doch alles bewirken kann!
Was würde der Himmel antworten?
Was ist da unten los?
Es scheint, als hätte sich die Welt umgekehrt.
Oben ist unten und unten ist oben.
Der Himmel spiegelt sich heute in dem Freudenglanz der Welt.
Was in Kälte und Starre versteckt lag, wagt sich mutig hervor.
Aufgeregtheit und Stress lösen sich auf und werden mit Gelassenheit gekrönt.
Eintöniges Dasein verwandelt sich in tanzende Bewegungen.
Falten und Furchen bringen ein Lachen hervor.
Angst wird von Zuversicht und Hoffnung verdrängt.
Wolken, Winde und alle Engel strahlen auf. Lassen sich berauschen.
„Der Einsatz hat sich gelohnt“, flüstert der Engel zwinkernd.
Die Erde ist himmlisch.
Engel auf Erden.
Das Lachen.